Öfter mal nichts Neues
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Öfter mal nichts Neues INHALT Das neue Buch von Peter Luyendyk wird seinem Titel mit Sicherheit nicht gerecht. Und das ist gut so. Der Autor entführt uns mit seinen Geschichten in die verschiedensten Welten. Kinder und Erwachsene, Senioren vom Feinsten, Klassentreffen und Kreuzfahrten, Nilgänse und ihre augenfälligen Nöte, ein außergewöhnlicher Unternehmer, ein musikalisches Jahrhunderttalent, ein Engel auf Erden … Immer wieder überrascht Peter Luyendyk mit unvorhersehbaren Wendungen, mit augenzwinkerndem Humor oder mit tiefgründigen, oft auch poetischen Momenten. Originell, amüsant und facettenreich. Lassen Sie sich überraschen und gehen Sie das Risiko, öfter mal nichts Neues erleben zu dürfen, genussvoll ein. ISBN 978-3-942728-26-3 www.uniscripta.de | ||
LESEPROBE 1 Eine Weihnachtsüberraschung der besonderen Art Alfreds Maske war eigentlich nur eine alte Mütze mit drei Löchern für die Augen und den Mund. Er steckte sie in seine Jackentasche und stieg aus. Aus dem Kofferraum holte er die beiden Schilder und hastete zum Gartentor. Es war dunkel und kalt geworden. Schnee lag in der Luft. Morgen war Heiligabend. Es könnte weiße Weihnachten geben. Alfred schloss die Tür der Scheune auf und machte Licht. Er stellte die Schilder an die Wand und schaute sie an. Sie waren ihm gut gelungen, fand er. Die Texte waren mit Rüdiger abgestimmt. Mit dem großen Schild hatte Alfred sich besonders viel Mühe gegeben. Zum wiederholten Mal las er die großen roten Buchstaben: Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes. Auf dem kleineren Schild stand nur ein Satz, den er sich ganz allein ausgedacht hatte: Nicht die Lügenpresse, sondern das Volk entscheidet. Rüdiger hatte ihn gelobt. Das war ihm wichtig gewesen, denn Rüdiger, der Kopf der Bewegung und Organisator der Demonstrationen, hatte studiert und wusste, wo es langging. Dass die Presse ihm nach so vielen Jahren noch eine Jugendverfehlung vorhielt, war eine ausgemachte Sauerei. Rüdiger war sein Freund, für ihn waren Ausbildung und Herkunft eines Menschen unwichtig. Alfred schob die Schilder sorgfältig hinter die alten Spanplatten und ging ins Haus. LESEPROBE 2 Betteln tat er nie. Doch es lag immer eine karierte Mütze neben ihm, in die Parkbesucher manchmal einige Münzen warfen. Die Bäckersfrau legte öfters Brötchen oder ein paar Kreppel daneben. Man erzählte sich viel über den Mann. Er sei bei der Fremdenlegion gewesen, fünf Frauen hätte er gehabt, die alle ungewöhnlich früh verstorben seien. Manche meinten, dass er ein abtrünniger Priester, andere behaupteten, dass er ein berühmter Schauspieler gewesen sei. Die Leute fanden ihn seltsam. Ich kannte keinen Einzigen, der je ein Wort mit ihm gesprochen hätte. Wenn er abends nach Hause ging, kam er immer an unserem Haus vorbei. Irgendwie faszinierte er mich. Es war vor allem die Art, wie er sich bewegte. So hatte ich mir in meiner Kindheit einen König vorgestellt. Er ging zwar langsam, mit gebogenem Rücken, doch würdevoll und stolz. Von anderen Menschen nahm er keine Notiz. |