Inhalt
Zum Buch
So unterschiedlich wie die Autoren, so unterschiedlich wie das Leben, so unterschiedlich sind die Geschichten über Liebe und Leidenschaft, Beziehungen und Begegnungen. Amüsant, unterhaltsam, spannend und manchmal skurril zeugen sie von der großen sprachlichen Bandbreite, mit der die beiden Autoren hier Irrungen und Wirrungen der weiblichen und männlichen Seele mal nachdenklich, mal heiter und vor allem pointenreich in Szene setzen.
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Leseprobe
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Ralf war schon halb eingeschlafen, als es an seine Fahrertür klopfte. Mühsam erhob er sich aus seiner Koje und schaute hinaus. Vom Fenster her erblickte er einen kleinen Mann mit dunklen Haaren und großem Schnurrbart. Er sah wie ein Kollege aus. Ralf hangelte sich auf den Fahrersitz und drehte das Fenster auf. „Was geht ab?" „Du, Amigo, brauche Hilfe, Tür vonne Truck geht nichts auf. Du Schraubenzugapparat?" Ralf überlegte einen Moment. Was wollte der Kleine bloß mit einem Schraubenzieher bei der heutigen Elektronik. Na ja, vielleicht fährt er noch einen dieser vorsintflutlichen LKWs, die er an der Raststätte an der Grenze schon häufiger gesehen hatte. Er drückte den Knopf, der die Türe entsicherte. Eine Sekunde später ging die Beifahrertür auf. Während Ralfs Blick noch auf den fremden Kollegen ruhte, schob sich blitzschnell ein schlanker Mann, der eine Mütze mit Sehschlitzen trug, auf den Sitz neben ihn. Ralf wandte den Kopf: „Was soll das denn werden?", fragte er gereizt. Der Mann antwortete nicht, hielt ihm stattdessen eine Dose hin und sprühte ihm etwas ins Gesicht. Bevor Ralf reagieren konnte, war er schon außer Gefecht.
Die Thailänderin Sie leistete ihnen den ganzen Abend Gesellschaft. Er hatte sich lange nicht mehr so gut unterhalten. Als der Abend vorbei war, fühlte er sich prachtvoll und gelöst. Anusara war von der Firma eigens für ihn abgestellt worden, um ihm den Aufenthalt in Bangkok angenehm zu gestalten. Sie begleitete ihn überall hin, zeigte ihm einige Sehenswürdigkeiten, die er noch nicht kannte und blieb selbstverständlich auch am Abend an seiner Seite, bis es Zeit für ihn war, in sein Hotel zurückzukehren. Anusara hatte eine leise melodische Stimme. Ihr Lachen steckte ihn an. Er betrachtete ihren zarten fast kindlichen Körperbau, die makellose Haut, die dunklen glänzenden Haare. Sie fragte viel und schenkte ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Paul hatte das Gefühl, dass sie ihn verstand, dass sie genau wusste, wie es in ihm aussah. Auch wenn er selbst nicht so genau wusste, was ihm eigentlich fehlte, bei Anusara ging es ihm plötzlich wieder gut. Wie lange war es her, dass er sich so gut gefühlt hatte? Er konnte sich nicht erinnern.
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