Andreas Gerlach lebt mit seiner Frau Anna in Frankfurt am Main und genießt seinen Ruhestand. Ein Anruf seiner 97-jährigen Mutter bringt sein Leben durcheinander. Sie erzählt ihm vom nie aufgeklärten Mord an seiner Tante Dora im Jahre 1964. Reine Fantasie, denkt Andreas Gerlach. Aber er ist neugierig geworden und fährt an den Ort des Geschehens am linken Niederrhein. Seine Nachforschungen stoßen jedoch auf unerwarteten Widerstand. Wird Gerlach es schaffen, das Verbrechen nach so vielen Jahren doch noch aufzuklären?
|
Auf dem Land sind die Nebel so dicht, dass sich alles den Blicken entzieht. Der Hof, die Scheune, der kurze Weg zum Stall. Einsam ist es am linken Niederrhein. Kalt und abweisend die Natur. Keine Menschenseele wollte einst in diesem Sumpfland siedeln. Zisterzienser-Mönche machten das Land urbar. Seit 40 Jahren bewirtschaftet Dora Duiffels dort ihren Hof. Zusammen mit Johann Trübenbach, dem Knecht. Sie ist im Stall. Ihr Kleid, das sie sich aus Jutesäcken genäht hat, schützt nur notdürftig vor der Kälte. Eine alte Frau mit einem gekrümmten Rücken. Das Haar vom Schlaf zerzaust. Über den Hof fegt ein eisiger Wind. Aber im Stall ist es warm. Sie füllt Eimer mit Futter für die 24 Schafe, die durch den Winter gebracht werden müssen. Dann geht sie zu den zwölf Kühen, um auch sie zu versorgen. Sonst kümmert sich Johann um das Vieh. Aber der ist nicht da. Plötzlich hört sie ein Geräusch. Anders als das Blöken der Schafe, das Wiederkäuen der Kühe, anders als das Sausen des Windes. Ein fremdes Geräusch. Der Stall ist nur schwach erleuchtet. Von einer kleinen Lampe an der Tür. Sie kann kaum etwas erkennen. Ist Johann zurückgekommen? Sie dreht sich um, will wissen, woher das Geräusch kommt. Da ist der Täter schon hinter ihr. Sie spürt einen Schlag und sinkt zu Boden. Ihr wird schwarz vor Augen. Draußen beginnt es zu schneien.
|