Ganz wie ein Mensch
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Ganz wie ein Mensch Inhalt Jung, intelligent, gefühlsstark – so vermarktet die Schweizer Firma MEDDIFLY ihre menschenähnlichen Roboter für betuchte Senioren. Die Androiden sind perfekte Hausdiener, die ihren Besitzern die Mühen des Alltags abnehmen und ihre Gesundheit überwachen. Dreißig zusätzliche Lebensjahre sind garantiert. Auch die Frankfurterin Emilie lebt zufrieden mit ihrem Androiden Roby zusammen. Bis sie eines Tages einen Fehler begeht. Denn intelligente Roboter können nicht vergessen. |
Leseprobe Roby, der diese Bezeichnung als Serienname von Beginn an auf dem Fließband trug, war ein hochmoderner humanoider Roboter, ein Android. Ein Exemplar der neuesten Baureihe von MEDDIFLY. Fertig montiert verließ er als einer von vielen das Band und begab sich zur Teststrecke, wo er eingehend geprüft wurde. Unter den Augen der Entwickler machte er seine ersten Schritte, blieb stehen, sah an sich herunter, drehte seinen Körper einmal nach links und dann nach rechts. Schließlich blickte er auf zu seinen Prüfern. Die Ingenieure lächelten zufrieden. Roby war von einem Menschen praktisch nicht zu unterscheiden. Wenn man ihn berührte, fühlte sich seine makellos reine Haut warm an. Er war von durchschnittlicher Größe, trug sportliche Kleidung und machte einen smarten Eindruck. Arme und Beine waren so geschmeidig wie bei einem durchtrainierten Läufer, und seine Gesichtsmuskeln konnten jede Gemütsregung wiedergeben. Er war perfekt, und es war höchstens diese Perfektion, die ihn in den Augen eines kritischen Betrachters unterscheidbar von einem Menschen machte. Damit keine Zweifel aufkamen, hatten seine Schöpfer vorgesorgt. Wurde Roby nach seiner Identität gefragt, durfte er den Fragesteller nicht täuschen. Er musste jederzeit bekennen, dass er ein Android war. Das verlangten internationale Konventionen, mit denen seit Kurzem die Asimovschen Gesetze ergänzt worden waren. |