Kaltherz, Irmgard Schürgers
Inhalt |
Warum musste Lothar Meyer sterben? An einem eiskalten Februarmorgen wird er tot vor seinem Wohnheim in Frankfurt-Sachsenhausen aufgefunden. Er sitzt draußen an die Hauswand gelehnt in einer viel zu dünnen Jacke, gerade so als warte er auf jemanden. Alles deutet auf Tod durch Erfrieren hin. Aber es ist kein Unfall, und das Wohnheim ist kein gewöhnliches Wohnheim. Lothar Meyer war geistig |
Leseprobe |
Das Telefon hatte schon mehrmals geläutet. Gertrud Wagner saß auf der Couch. Sie trank noch einen Schluck Bier und stierte auf die leere Wodkaflasche. Die Katzen lagen faul auf dem Sofa und hinterließen weitere Fellnester auf dem abgeschabten Möbelstück. Sie musste sich endlich aufraffen, sie musste ins Wohnheim. Eigentlich liebte sie ihre Arbeit, aber seitdem er ständig spioniert und ihr gedroht hatte, war sie ihr vergällt. Dieser ganze Schlamassel. Sie musste vorsichtig sein. Sie ging ins Bad, putzte sich die Zähne, fuhr sich über das strähnige Haar, lief rastlos zurück ins Wohnzimmer, dann in die Küche. Sie sackte auf dem Küchenstuhl zusammen. Vielleicht ein Kaffee, dachte sie, du musst dich zusammennehmen, sie warten auf dich, jetzt nur nicht schlappmachen. Sie stellte den Wasserkocher an und brühte sich einen Nescafé auf. Hektisch stürzte sie sich auf die Tasse und verbrannte sich den Mund. Sie fluchte, stellte den Kaffe zurück und beschloss dann endgültig, sich auf den Weg ins Wohnheim zu machen. Im Flur neigte sie lauschend den Kopf zur Kellertreppe, aber alles war ruhig. Sie musste endlich losfahren. |